Chili ist mehr als nur eine Zutat – es ist eine Leidenschaft. Das beweist Tschida Tschili, eine Marke, die für außergewöhnliche Schärfe, Qualität und Regionalität steht.
Gründer Jan Tschida hat sich mit seinen Produkten in der Szene einen Namen gemacht und begeistert Chili-Liebhaber mit einzigartigen Kreationen. Doch wie ist die Marke entstanden? Und welche Visionen treiben ihn an?
Im Interview gibt er spannende Einblicke in seinen Werdegang, seine Philosophie und die Zukunft seiner preisgekrönten Chili-Produkte.
Interview mit Gründer Jan Tschida von Tschida Tschili
Wie ist Ihre Marke „Tschida Tschili“ entstanden, und welche Bedeutung hat der Name für Sie?
Aus der Leidenschaft heraus. Vielleicht hat die Geschichte dazu schon mal jemand gehört, hier gerne etwas ausführlicher:
Ich habe zu einem Zeitpunkt mit den Chilies gestartet, als das Thema ein absoluter Exot war. Im Supermarkt nicht erhältlich, der Tabasco war das einzige was man mit Chili in Verbindung bringen könnte, aber geschmacklich auch weit weg von gut.
Da kommt dann irgendwann der Gedanke „Moch ma söwa!“ und von der Idee zur Umsetzung hats dann nicht lange gedauert. Wir (meine Eltern haben mich immer unterstützt) haben uns einen Folientunnel organisiert, einen leeren Raum zur Vorzucht umfunktioniert und schon gings los mit dem Anbau.
Alles was bis dahin in kleinen Hobby-Gärtner-Töpfen angebaut wurde, gabs von nun an in großem Stil mit Bewässerungssystem und allem was dazugehört. Mit 800 Pflanzen sind wir da gestartet. Alles für den Eigenbedarf.
Auch der Name sollte passend zu uns sein und kein Fancy Fantasiename, der weder mit dem Produkt, noch mit der Region was zu tun hat. Das wollten wir auch immer so beibehalten und haben das beim Re-Branding auch weiterhin so belassen.
TschiTschi is so auch ausreichend leiwand und lässt sich gut vermarkten.
Gibt es ein persönliches Erlebnis oder eine Geschichte, die Ihre Leidenschaft für Chilis besonders geprägt hat?
Meine damalige Freundin (mittlerweile Frau) hat mich versucht ihrem Vater (also meinem Schwiegervater) zu „verkaufen“, als ich das erste mal bei ihnen zum Essen eingeladen war. „Der kocht auch gerne, so wie du“ und „der isst auch gerne scharf, so wie du“ waren da die Sales Pitches.
Auf jeden Fall hab ich am besagten Abend Chilies aus meinem eigenen Anbau mitgebracht. Das waren ein paar außergewöhnliche Sorten inklusive besonders scharfen Varianten.
Unter anderem war ein Habanero White Bullet dabei, also um die 300.000 Scoville. Wie es sich gehört, hab ich die bei meiner Ankunft dem Schwiegervater übergeben und am Blick hab ich so gemerkt: was bringt der Bub (ich war 17) denn da jetzt wieder mit.
Er beißt genüsslich in den Habanero White Bullet, den er nicht kannte und 5 Sekunden später setzt das Schluckauf und der Schweißausbruch ein. Wir lachen da heute noch drüber! Der Eindruck ist auf jeden Fall geblieben.
Mich reizt an den Chilies nach wie vor die Vielfalt. Es gibt so viele Geschmäcker und Richtungen, das bleibt immer spannend.
Wie schaffen Sie es, Tradition und Innovation in Ihren Produkten zu vereinen?
Wir leben das Thema Chili. Wir sind kein reiner Verarbeitungsbetrieb, der nur zusammenbaut, sondern starten vom einzelnen Saatkorn. Im Prozess haben wir unsere Chilies mehrfach durch all unsere Hände gespielt, sei es beim Pflanzenbau oder in der Ernte oder später in der Küche.
Dementsprechend ist ein großer Teil auch keine Hexerei, sondern traditioneller Anbau und händische Ernte.
Die zweite Möglichkeit ist natürlich die Produktgestaltung. Durch die Rezeptur lässt sich alles einstellen. Vom klassischen Ajvar, über einfache Chilipasten, bis hin zu hochkomplexen, fruchtbasierten Chilisaucen oder Fermentation. Auch hier stellt sich immer die Frage, was Tradition lokal und überregional bedeutet. Fermentation ist da ein gutes Beispiel.
Bei uns ein aktueller Trend der „neuen“ Geschmäcker und Zubereitungsarten, in Südkorea der absolute Standard für die Konservierung von Fleisch, Gemüse und Obst (natürlich auf Chili bezogen). Das ist nichts, was eben erst erfunden wurde. Fruchtbasierte Saucen sind in der Karibik und im tropischen Bereich seit jeher völlig normal.
Dort röstet keiner ewig lange Paprika und rührt Ajvar an. Man bedient sich an der Natur und den lokalen Gegebenheiten.
Welchen Stellenwert hat Regionalität in Ihrem Unternehmen, und wie beeinflusst sie Ihre Entscheidungen?
Dazu haben wir mehrere Ansätze. Der oberste, und meiner Meinung nach Wichtigste ist: alles was ich selber machen kann, mache ich auch selber. Das beginnt beim Anbau, bis hin zu Marketing-Ideen. Wenn ich Zutaten oder neue Chilisorten haben möchte, dann baue ich die einfach an.
Wir sind da in unserer Brachen auch ein wenig außen vor. Kein Landwirt oder Unternehmen hat Pink Tiger Chilies im Angebot, geschweige denn auf Bestellung und in ausreichender Menge.
Wir kämpfen eigentlich schon immer, Zutaten für unsere Produkte in der gewünschten Qualität und Menge zu haben. Abgesehen von den Standard-Sorten (Jalapeño, Habanero und Thai Chilies) müssen wir schon immer alles selber machen.
Dementsprechend auch die höchste Stufe der Regionalität = Eigenanbau. Bei allem, was am Markt erhältlich ist, bedienen wir uns lokaler Lieferanten. Insbesondere im Bereich Paprika, Feldgemüse und Tomaten sind wir im Seewinkel an der direkten Quelle und können die frischeste Ware direkt vom Landwirt beziehen.
Wir spielen aber auf einem internationalen Markt, dementsprechend darf ich mich nicht bei allen Produkten nur an das Bekannte halten. So kaufen auch wir Südfrüchte und Exoten am Großmarkt ein, die weit gereist sind.
Vielleicht ein kurzes Fazit:
Was ich selber anbauen kann, baue ich auch an. Was ich lokal kaufen kann, kaufe ich lokal und alles was ich importieren muss, kaufe ich extern zu.
Bei einem so breiten Sortiment wie dem Unseren ist genug Platz für alle Abstufungen.
Privat habe ich zum Beispiel seit 15 Jahren keinen Fisch mehr gekauft. Der wird ausschließlich selber gefangen und wenn ich nicht ausreichend erfolgreich bin, habe ich mir den auch nicht verdient 😉 Meeresfrüchte ausgenommen, die sind im Neusiedlersee zu schwer zu fangen.
Wie integrieren Sie Kundenfeedback in die Weiterentwicklung Ihrer Produkte?
Ich glaube nicht, dass wir da was anderes wie alle anderen machen. Bei einer neuen Kreation gibt es zuerst mal eine Idee. Die versucht man dann umzusetzen und generiert Varianten des Zielprodukts. Diese lässt man dann im Freundes- und Bekanntenkreis verkosten und verfeinert das beste davon immer weiter.
Am Ende kommt dann ein Produkt raus, welches man versucht zu verkaufen. Das ist dann der zweite Schritt im Prozess. Wir launchen unsere neuen Kreationen als Specials und wenn die Zahlen stimmen, kommen die ins Fixsortiment.
Am Ende ist natürlich auch ein wirtschaftlicher Gedanke dahinter, sodass wir unser Sortiment nicht mit schlecht verkäuflichen Produkten aufblähen wollen.
Wir sind zum Glück auf vielen Messen und Veranstaltungen unterwegs, wo wir Zeit haben, uns mit den Kunden zu unterhalten. Das ist immer sehr wertvoll und gibt uns viel Daten, auf die wir in der Rezepturverbesserung aufbauen können. Es passiert laufend, dass ein Special nach der Produktion auch wieder ausläuft. Andere aber schlagen voll ein und werden gut angenommen.
Mehrfach ausgezeichnet: Tschida Tschili überzeugt bei den Scovie Awards 2025
Was bedeutet es für Sie, dass Ihre Produkte bei den Scovie Awards und dem Flave Award ausgezeichnet wurden?
Die Auszeichnungen erfüllen mich mit großer Ehre.
Scheinbar treffe ich mit meinen Produkten den Geschmack so vieler Kunden und überzeuge damit auch Juroren. Für mich als Produzent ist es immer gut zu wissen, wo man im Vergleich wirklich steht. Vor allem, da Geschmack ja sehr sehr subjektiv ist.
Mein Team und ich freuen uns auf jeden Fall sehr über die Anerkennungen der Fachexperten. Die Produkte zählen qualitativ zur Weltspitze und müssen sich nicht verstecken.
Ihr Neuzugang „Drachenblut“ wurde gleich zweifach prämiert – wie kam es zu dieser Entwicklung und was macht das Produkt so einzigartig?
Bei mir sind laufend 2-3 neue Produkte im Hinterkopf, denen ich nachjage. Das Drachenblut war eines davon. Ich experimentiere gerne mit unterschiedlichen Zutaten und experimentiere viel mit möglichen Variationen meiner Rezepte.
Beim Drachenblut hatte ich schon zu Beginn die Idee, eine knallpinke Sauce zu machen. Dann hab ich mich an die Suche der Rezeptur gemacht und viel für unseren Misthaufen produziert.
Über viel Obst und Gemüse-Recherche bin ich dann auf die Drachenfrucht gestoßen. Die ist optisch genial. Nach ein paar Versuchen hatte ich eine Version vor mir, die mir heute noch ein lächeln ins Gesicht zaubert.
Ich hatte das Produkt bereits im März fertig und hab es so lange zurückgehalten, bis die Ergebnisse von der Prämierung im November da waren. So überzeugt war ich von der neuen Kreation. Mein Plan war dann der Produktlaunch mit Award. Ich hatte offensichtlich Recht und konnte gleich zwei Preise damit machen.
Einzigartig ist das Geschmacksprofil der Sauce. Die ist eine echte Fruchtbombe! Mit der pinken Farbe ist die unschlagbar. Es gibt optisch und Geschmacklich nichts vergleichbares auf dem Markt, was die Sauce so einzigartig macht. Der Name war dann einfach, da die Basis Drachenfrucht ist.
Wie hat sich die Anerkennung durch die Auszeichnungen auf die Wahrnehmung Ihres Unternehmens in der Branche und bei Ihren Kunden ausgewirkt?
Auch im vergangenen Jahr waren wir bei den Auszeichnungen sehr erfolgreich und haben seit dem ein kontinuierliches Wachstum erzielen können. Die gestiegene Nachfrage freut uns natürlich sehr.
Mit einer Auszeichnung tut man sich immer leichter, wenn es um Neukunden-Gewinnung geht. Egal ob Geschäfts- oder Privatkunde. Man merkt auch, dass das Image der kleinen, lokalen Spielerei weg ist. Man wird mehr als globaler Player gesehen, was der Wahrnehmung und Markenbekanntheit natürlich zu Gute kommt.
Welche weiteren Ziele und Visionen haben Sie, um Ihre Produkte international noch erfolgreicher zu machen?
Es gibt viele viele Stellschrauben, an denen man drehen kann. Der Großteil ist aber hinter den eigenen Prozessen zu suchen. Man muss sich für das schnelle Wachstum, in dem wir uns grade befinden, sehr gut vorbereiten, damit dann nicht die Ware ausgeht. Ich hatte schon erwähnt, dass viele Zutaten nicht einfach am Markt erhältlich sind.
Meine Planung für das ganze Jahr, inklusive aller neuen Produkte, muss Anfang Jänner fertig sein, um die in diesem Jahr umsetzen zu können. Ein paar Ausnahmen gibt es zwar, man muss die Mengen aber immer im Auge behalten.
Was oft schwer für branchenfremde Personen einzuschätzen ist, ist die Größe des heimischen Marktes. Man kann ohne Probleme auch hier auf Mengen stoßen, die sich ohne massive bauliche Maßnahmen und Mitarbeiteraufbau gar nicht umsetzen lassen.
Natürlich experimentier ich wieder fleissig!
Aktuell möchte ich mich noch intensiver auf den gesamten deutschsprachigen Markt konzentrieren und die Marktpräsenz weiter ausbauen. Wir stecken auch grade in einem Planungsprojekt, wo wir einen neuen Produktionsstandort bauen wollen.
Dann gibt’s noch ein weiteres Herzensprojekt, das Tschilifest am 03.08.2025 in Illmitz, dem ich sehr viel Aufmerksamkeit widme. Da wird einfach gemeinsam gefeiert. Keine Verkaufsveranstaltung, einfach ein schöner Tag mit Musik, herausragendem Essen und viel Spritzer.
Über Jan Tschida:
Seit kurzem baue ich keine Fabriken und keine Züge mehr, sondern beschäftige mit Vollzeit mit meinem Unternehmen. Zuvor war ich 2 Jahre lang in Schweden fürs Studium, danach 8 Jahre lang bei Siemens Mobility in Wien und habe dort das Projektmanagement Fertigung geleitet.
Ich war beruflich in vielen Ländern der Welt unterwegs und habe Fabriken und in weiterer Folge Schienenfahrzeuge gebaut. Grundsätzlich alles perfekt für die Konzernkarriere. Aber nun ist meine „Fabrik“ an der Reihe und ich widme mich mit all meiner Erfahrung der Produktion von Chiliprodukten und allem was dazugehört. Es ist mit nichts vergleichbar, seinen gesamten Terminplan selbst zu gestalten. Alles was man umsetzen möchte, einfach umsetzten und alles was man versuchen möchte, einfach versuchen. Diese Freiheit gibt’s bei großen Industriebetrieben natürlich nicht.
Der Erfolg der letzten Jahre lässt das mittlerweile zu und so wachsen wir weiter. Mit meiner Familie im Rücken kann gar nichts schief gehen. Die größte Freude sind aber weiterhin meine Zwillingsmädels. Die sind nun 14 Monate und immer fröhlich gelaunt. Egal wie anstrengend ein Tag war, ein kurzes Kinderlachen und alles ist wieder bestens.