Interview

Café-Konditorei Träger – Tradition und Innovation in der siebten Generation

Seit über 240 Jahren steht die Café-Konditorei Träger für höchste Qualität und gelebte Familientradition. Gemeinsam mit ihrer Schwägerin und ihrem Bruder, Sarah und Wolfgang Träger, führt Veronika Träger das Unternehmen in siebter Generation und verbindet dabei historische Rezepturen mit modernen Einflüssen.

Im Interview spricht sie über die Erfolgsfaktoren des Familienbetriebs, die Bedeutung von Teamarbeit und Ausbildung sowie die Herausforderungen und Chancen der Branche.

Veronika Träger im Interview

veronika träger interview

Melanie & Markus Photography

Seit 1780 besteht die Café-Konditorei Träger und hat sich einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Was sind die Schlüsselfaktoren für den langjährigen Erfolg?

Wir führen unser Familienunternehmen mittlerweile in der siebenten Generation. Es ist wunderbar auf einen so reichen Schatz an Rezepten und Geschichten aus mehreren Jahrhunderten zurückgreifen zu können. Jede Generation hat viel Herzblut in das Unternehmen gesteckt und den Betrieb auf ganz eigene Weise weitergetragen, stetig verändert und geprägt.

Unserer Meinung nach ist es besonders wichtig, sich immer wieder neu zu erfinden. Jede Zeit hat ihre speziellen Anforderungen und Interessen, Geschmäcker und Vorlieben. Der Betrieb ist integraler Bestandteil unserer Familie und lebt und wächst mit uns.

Wie gelingt es der Konditorei und dem Café Träger, Tradition mit Innovation zu verbinden, ohne die Authentizität der Produkte zu verlieren?

Bei dieser Frage möchte ich eine Hochzeitstorte als Beispiel heranziehen. Die Ansprüche unserer Brautpaare haben sich in den letzten 20 Jahren stark geändert. Während Hochzeitstorten schon lange im Repertoire unseres Betriebs zu finden sind, hat sich der Ablauf in der Planung und in der Kreation jeder individuellen Torte stark gewandelt.

Unsere Torten zeichnen sich durch gewachsene Rezepte aus, die wir immer wieder neu interpretieren und so die unterschiedlichsten Wünsche der Paare verwirklichen können. In der optischen Gestaltung greifen wir oft auf traditionelle Elemente wie Zuckerbögen oder Zuckerblüten zurück, die dann zum Beispiel in der Farbpalette der aktuellen Saison ausgeführt werden.

Jede Torte ist somit ein Unikat und bleibt gleichzeitig immer eine „Träger-Torte“.

Der Blick zurück in unsere Geschichte gibt uns hier viel Inspiration im Heute.

Ihre Lehrlinge erzielen regelmäßig Spitzenplatzierungen bei Wettbewerben.Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für den Erfolg dieser Ausbildung?

Auf unsere Lehrlinge und deren Ausbildung sind wir besonders stolz. Es freut uns sehr, dass das Interesse an einer Lehrstelle in unserem Unternehmen trotz des generellen Lehrlingsmangels ungebrochen ist.

Unsere Lehrlinge werden von Anfang an in den täglichen Ablauf in der Backstube mit eingebunden.

Da unsere Produktion nicht auf Masse, sondern auf Qualität abzielt, arbeiten die Lehrlinge nicht repetitiv an einzelnen Süßspeisen, sondern bekommen die Chance, an vielen unterschiedlichen Produkten mitzuarbeiten und diese im Zuge der Ausbildung dann auch selbständig umzusetzen.

Ich glaube, dass besonders die Bandbreite unseres Sortiments ein Garant für eine fundierte Ausbildung darstellen. Wir experimentieren gerne mit neuen Rezepten und hochwertigen Rohstoffen, wie beispielsweise Bourbon-Vanille aus Madagaskar, die zu fairen Konditionen importiert wird. Diese Freude an Neuem wollen wir unseren jüngsten Mitarbeiter*innen natürlich weitergeben.

Welche Rolle spielt Teamarbeit für den Erfolg der Café-Konditorei Träger, sowohl in der Backstube als auch im Servicebereich?

Eine gute Atmosphäre am Arbeitsplatz ist wohl das Allerwichtigste.

Ich gehe jeden Tag gerne in unseren Betrieb und freue mich auf unser Team. Wir arbeiten alle gemeinsam und helfen uns gegenseitig aus, wenn es notwendig ist. Auch meine Eltern sind weiterhin im Unternehmen aktiv.

Alle Mitarbeiterinnen haben besondere Interessen und Qualitäten, die sie einbringen und dadurch das Unternehmen so ansprechend und einzigartig machen. Ich bin überzeugt, dass diese Atmosphäre für unsere Gäste spürbar ist und ein Grund dafür ist, warum wir viele langjährige Stammgäste haben, die unser Café auch ein bisschen als zweites Wohnzimmer ansehen.

Was unsere Café-Konditorei Träger für unsere Gäste besonders macht

cafe konditorei träger

Ivory Rose Photography

Was schätzen Ihre Gäste besonders an Ihrer Konditorei und dem Café Träger sowie der Gartenterrasse?

Gäste, die unser Café zum ersten Mal betreten, sind meistens überrascht von der Größe des Lokals und von der Menge an Mehlspeisen in unserer Vitrine. Mit 90 Sitzplätzen, aufgeteilt in drei unterschiedlich gestaltete Räume, finden unsere Kunden für jede Stimmung das richtige Plätzchen – von der versteckten Nische für zweisame Gespräche bis zum Platz mit guter Aussicht rund um die Vitrine.

Im Sommer bietet unsere Gartenterrasse einen willkommenen Ruheort. Viel Lob bekommen wir auch für unser Serviceteam, die freundlich und um jeden Gast bemüht für einen gelungenen Aufenthalt im Café unabkömmlich sind. 

Welche Herausforderungen hat die Konditorei und das Café Träger über die Jahre gemeistert, und wie haben diese das Unternehmen verändert und gestärkt?

Seit 2022 führen meine Schwägerin Sarah, mein Bruder Wolfgang und ich das Unternehmen nun offiziell. Wir haben uns keine einfache Zeit ausgesucht, um ein Kleinunternehmen zu übernehmen.

Nachdem die Corona-Pandemie überstanden war, kam der nächste Schlag in Form der Energiekrise faustdick auf uns zu. Die Energie-, sowie die Rohstoffkosten sind explosionsartig gestiegen, die Personalkosten bleiben stetig hoch. Es braucht viel Glaube an – und Begeisterung für – die Sache, um hier nicht ab und zu doch etwas trübsinnig zu werden.

Welche aktuellen Trends in der Konditoreibranche verfolgen Sie, und wie setzen Sie diese in den Angeboten Ihrer Konditorei und des Cafés um?

Es sind weniger die Trends, denen wir folgen, sondern viel mehr die eigenen Interessen, die sich immer wieder ändern und die wir natürlich in unsere neuen Kreationen einfließen lassen. So gibt es bei uns Eis-Pavlova (in den Sommermonaten) oder Cheesecakes in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen.

Unsere Kund*innen freuen sich immer über neue Produkte in der Vitrine – sind also genauso experimentierfreudig wie wir selbst. Im Lokal sind wir sehr darum bemüht, die Tradition zu bewahren. Unsere Mauern erzählen Geschichten aus mehreren hundert Jahren und diese Verankerung an den Ort und an unsere Familientradition soll man spüren.

Wie bewahrt die Familie Träger die Traditionen des Gründers und integriert gleichzeitig neue Einflüsse in die Rezepte der Konditorei?

Johann Georg Träger, Sohn einer alten Bäcker- und Müllerfamilie aus dem heutigen Bayern, ging nach seiner Gesellenprüfung auf Wanderschaft und ließ sich im Jahr 1780 in Pinkafeld nieder. Ob er wohl geahnt hätte, dass sein Unternehmen auch über 240 Jahre später noch bestehen wird?
Die Spuren unserer Vorfahren sind „beim Träger“ überall sichtbar.

Wir besitzen noch Brotrezepte aus dem 18. Jahrhundert und sind sehr stolz auf die Hausbücher, historische Aufzeichnungen des „Wirtschaftens“, die zurück bis zur Zeit des Firmengründers erhalten sind. Während das Brotrezept nur noch ein historisches Relikt darstellt, sind viele Rezepturen über die Generationen erprobt. Die Dobostorte stammt von meinem Großvater Arwed Träger, die Zitronentörtchen haben meine Eltern von einer Australienreise mitgebracht und die „Süßen Sarah-Törtchen“ sind ein junger Zuwachs meiner Schwägerin Sarah.

Über Veronika Träger

Geboren am 1. November 1980 in Wien – am Tag des 200-jährigen Jubiläums der Café-Konditorei Träger. Sie absolvierte die Höhere Technische Bundeslehranstalt Ortweingasse, Graz und studierte Kunstgeschichte an den Universitäten Wien und Edinburgh sowie Public Communication an der FH Joanneum in Graz.

Nach Stationen im Ausstellungsbüro der Generali Foundation Wien (2008–2009) und in der Galerie Grita Insam Wien (2009–2011) arbeitete sie von 2011 bis 2021 im MAK – Museum für angewandte Kunst Wien im Pressebüro.

Nach Jahren in der Kulturkommunikation kehrte sie 2021 in ihre Heimatstadt Pinkafeld zurück und zeichnet seit Jänner 2022 in siebenter Generation, gemeinsam mit Wolfgang Träger und Sarah Träger, für die Geschicke der Café-Konditorei Träger verantwortlich.

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