Interview

Kevin Bader-Mersich: Respektvolles Miteinander zwischen Mensch und Hund

Aufgewachsen mit Jagdhunden, früh geprägt durch eigene Erfahrungen und gestärkt durch seine Arbeit im Tierschutz: Kevin Bader-Mersich hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Als Hundeverhaltenstrainer steht für ihn das respektvolle Miteinander im Mittelpunkt – eine Haltung, die sich in all seinen Methoden und Angeboten widerspiegelt.

Sein Ziel ist es, Hunden und ihren Menschen Wege zu zeigen, wie Vertrauen, Freude und klare Kommunikation das Zusammenleben bereichern können.

Ob Alltagstraining, Beratung vor der Anschaffung oder Jagdhundausbildung – immer geht es darum, Mensch und Hund individuell dort abzuholen, wo sie stehen. Dabei setzt Kevin Bader-Mersich auf ganzheitliche Ansätze, die Ursachen erkennen, statt nur Symptome zu behandeln.

Interview mit Kevin Bader-Mersich

Kevin Bader-Mersich Interview

Was hat dazu inspiriert, diesen Weg als Hundeverhaltenstrainer einzuschlagen? Gab es ein bestimmtes Erlebnis oder eine prägende Arbeitserfahrung?

Aufgewachsen mit verschiedenen Jagdhunderassen, war es die enge Zusammenarbeit von Mensch und Hund für ein gemeinsames Ziel, die mich inspiriert hat. Doch für meinen Weg zum Hundeverhaltenstrainer war sicherlich ein frühkindlicher Beißvorfall prägend.

Statt ein Trauma zu entwickeln, habe ich mich weiterhin mit Hunden beschäftigt, was mich schließlich im jungen erwachsenen Alter ins „Tierschutzhaus Sonnenhof“ führte um dort als Tierpfleger und in weiterer Folge als Tiertrainer zu fungieren. Es gibt mir Kraft und verschafft mir eine irrsinnige Freude, wenn sich ein negativ etabliertes Verhalten zum positiven wandelt und Hund und Mensch wieder Freude am Miteinander haben.

Der Ansatz „respektvolles Miteinander“ trägt eine klare Haltung – wie lässt sich erklären, was damit in der Praxis gemeint ist?

Ein Hund ist weder ein Roboter noch ein einfacher Befehlsempfänger. Auch er empfindet Emotionen, hat Bedürfnisse, die gedeckt werden müssen und benötigt eine gute Bindung zu seinem Menschen.

Als Halter sollte ich klar in meiner Kommunikation mit meinem Vierbeiner sein, jedoch immer auf eine respektvolle Art und Weise. Der Hund ist ein Freund, Familienmitglied und so mancher auch ein Arbeitskollege.

Dieses Miteinander soll Spaß auf beiden Seiten bedeuten und ein respektvoller Umgang, so wie wir es auch von anderen Menschen uns gegenüber erwarten, ist unumgänglich.

Das Training findet mobil im häuslichen Umfeld oder in der Region statt – welche Vorteile bietet dieses flexible Setting für Mensch-Hund-Teams?

Viele Probleme finden eben oft im häuslichen Umfeld statt.

Gerade beim Besuch zuhause gewinne ich einen Einblick in den Alltag aller Beteiligten und kann auf Anhieb verschiedenste Managementmaßnahmen ergreifen, die ich abseits des Geschehens gar nicht beurteilen kann.

Am Trainingsplatz werden dann die verschiedenen Alltagssituationen gezielt ohne Ablenkung trainiert, um eine Basis zu schaffen, die dann zu Hause umgesetzt werden kann.

Kevin Bader-Mersich: Beratung, Training und Tierschutz im Fokus

Kevin Bader-Mersich Hundeverhaltenstrainer

Ganzheitliche Methoden, Beratung vor Hundeanschaffung, Jagdhundtraining – wie zeigt sich, welche Art von Unterstützung ein Team gerade braucht?

Welche Unterstützung ich einem Team bieten kann, erschließt sich im detaillierten Erstgespräch. Ganzheitlich bedeutet für mich, genauer hinzusehen.

Oft sind Schmerzen, Mangelerscheinungen oder andere Stressoren die Ursache für eine Verhaltensweise, die sich im Alltag als Problem erweist. Dann wird in Zusammenarbeit mit Tierärzten zuerst an anderen Schrauben gedreht als am Problem selbst trainiert.

Auch vor der Anschaffung eines Hundes gibt es einiges zu bedenken. Hierbei unterstütze ich mit ausführlichen Informationen, Fachwissen und in weiterer Folge Tipps und Tricks zum Einzug, damit dieses Vorhaben für Mensch und Hund bestmöglich gelingt.

Auch die Ausbildung von Jagdhunden ist mir ein besonderes Anliegen. Hierbei steht der Tierschutz an erster Stelle, egal ob in der Ausbildung oder in der Jagdausübung. Trotz der mittlerweile vielen technischen Möglichkeiten, ist die Nase des Jagdgebrauchshundes unersetzlich.

Durch gezieltes, positives Training schaffe ich bei Hund und Mensch nicht nur Freude an der gemeinsamen Arbeit, sondern stärke auch das bei der Jagdausübung unerlässliche Vertrauen zueinander.

Inwiefern können diverse Alltagssituationen im Training individuell angepasst werden, damit Mensch und Hund entspannt durch den Alltag gehen können?

Das Alltagstraining wird individuell an das Mensch-Hund Team angepasst. Wichtig hierbei ist, dass es authentisch und umsetzbar ist. Die Kunst darin liegt, das Training an den Halter und Hund anzupassen, denn jedes Mensch-Hund-Team ist anders.

Umso authentischer dieses ist, umso besser nehmen es sowohl Hund als auch Mensch an. Aber auch das richtige Equipment, ist ausschlaggebend, denn der Halter sollte damit auch richtig hantieren können. Leinenführigkeit zum Beispiel beginnt oft beim Halter selbst und nicht beim Hund.

Warum ist es für Jagdhunde hilfreich, in einer passenden Umgebung trainiert zu werden?

Ein Jagdhund arbeitet in einer der ablenkungsreichsten Umgebungen. Dort wo es viele interessante Gerüche, verlockende Fährten und ausreichend Sichtkontakt mit Wild gibt. Hierbei soll er aber konzentriert ein von mir vorgegebenes Gelände absuchen oder einer ausgewählten Fährte nachgehen und dabei die vielfältigen, anderen Reize ignorieren.

Das Aufgabengebiet eines Jagdhundes ist sehr umfangreich und verlangt einiges von diesem ab. Daher wird jede Trainingssequenz zuerst ohne Ablenkung gefestigt und danach kleinschrittig in ablenkungsintensiveren Umgebungen manifestiert. Das nennt man eine Trainingssequenz generalisieren.

Erst wenn der Hund seine Aufgabe verstanden hat, wird die Schwierigkeit erhöht.

Die Arbeit mit Jagdhunden ist sicherlich einer der anspruchsvollsten und gleichzeitig eine der schönsten – Gemeinsam für ein Ziel.

Über Kevin Bader-Mersich:

Mein Name ist Kevin Bader-Mersich, ich bin tierschutzqualifizierter Hundeverhaltenstrainer, Tiertrainer im Tierschutzhaus Sonnenhof, Jagdaufseher und gemeinsam mit meiner Ehefrau Hundehalter von fünf Hunden.

Nach abgeschlossener Matura und meiner Zeit als Soldat bei der Kaderpräsenzeinheit beim österreichischen Bundesheer begann ich 2016 als Tierpfleger im Tierschutzhaus Sonnenhof in Eisenstadt und betreute dort die untergebrachten Hunde.

Im Laufe der Zeit intensivierte sich die Betreuung und ich begann und absolvierte 2021-2023 die Ausbildung zum „ganzheitlich orientieren Hundeverhaltenstrainer“ beim Verein „Tiere Helfen Leben“ und legte zeitgleich die Prüfung zum „tierschutzqualifizierten Hundetrainer“ ab.

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