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Vom Hobby zum Business – Das Interview mit Chilihead Jan Tschida von Tschida Tschili

Vom Hobby zum Business - Das Interview mit Chilihead Jan Tschida von Tschida Tschili

In der Welt der kulinarischen Experimente gibt es Menschen, die weit über das Alltägliche hinausgehen, um neue Geschmackswelten zu erschaffen. Einer dieser kreativen Köpfe ist Jan Tschida, besser bekannt als der Chilihead von Tschida Tschili.

Was als leidenschaftliches Hobby begann, entwickelte sich schnell zu einer eigenständigen Marke mit einzigartigen Produkten, die die Sinne herausfordern und Geschmacksgrenzen neu definieren.

Im Interview gewährt uns Jan Tschida Einblicke in die Gründungsgeschichte von  Tschida Tschili, seine Produkte und seine Erfahrungen als selbstständiger Unternehmer in der aufregenden Welt der Gewürze und scharfen Saucen.

Chilihead Jan Tschida im Interview

jan tschida im interview

Woher kommt Ihre Leidenschaft für Chilis? 

In der Schulzeit mit 16 Jahren hat mich ein Klassenkamerad auf Chili
aufmerksam gemacht. Das war ca. 2007. Bis dato war mir das völlig unbekannt und in den Supermärkten gab es nur Tabasco.

Also von Schärfe eigentlich ganz weit entfernt. Geschmacklich sowieso nicht das Gelbe vom Ei.

Nach etwas Recherche haben wir die ersten Saucen im Internet bestellt, was zu dem Zeitpunkt ebenfalls noch eine Herausforderung war. Die Onlineshops standen noch in den Kinderschuhen.

Nach den ersten Berührpunkten kamen wir (ein anderer Freund aus Illmitz) auf den Chilianbau und begannen Pflanzen zu Hause anzubauen. Das war ebenso eine Herausforderung wie mit den Saucen; wir diskutierten über Online-Foren mit anderen Chililiebhabern und tauschten Saatgut in Eisenstadt mit anderen Forenmitgliedern aus.

Fast schon Hinterhofkriminell und dubiose fühlte sich das an. Von da an ließ mich das Thema nicht mehr los.

Mit 19 neben dem Studium begann ich dann mit dem Anbau im großen Stil.
Den Folientunnel habe ich übrigens mit meinem Maturageld gekauft. Meine
beste Investition bisher! 😉

Mittlerweile ist der Informationsaustausch und die Beschaffung wesentlich einfacher und man hat de facto Zugriff auf den gesamten Weltmarkt samt den interessanten Kreationen. Richtig spannend!

Welche Herausforderungen haben Sie bei der Gründung und dem Wachstum Ihres Unternehmens erlebt? 

Zum Start existierte kein wirklicher Markt für scharfe Sachen. Im
Supermarkt nicht zu bekommen, der Onlinehandel war noch nicht wirklich so weit, mit ein paar anderen Enthusiasten aus der Branche machten wir uns den eigenen Markt via Messen und Veranstaltungen.

Man musste das Thema Chili de facto nahezu jedem Österreicher näher bringen.

Auch wenn’s einfacher wurde, ist das nach wie vor eine der größten Herausforderungen, der breiten Masse das Thema Chili schmackhaft zu machen. Oft hört man sofort – Chili – scharf – mag ich nicht.

Eine Antwort, die ich nie akzeptiere und mit Aufklärung und milden Einstiegsprodukten (seitens Schärfe) auch gut kontern kann. Die Akzeptanz wird mittlerweile immer höher und durch die Globalisierung wird das Thema Chili präsenter.

Es gibt fast keine Person unter 30, die nicht in Südostasien war und mit richtig scharfen Gerichten in Verbindung kam. 

Jan Tschida über Pläne und die Vielfalt der Produkte von Tschida Tschili

tschida tschili

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft Ihres Unternehmens?

Das ist eigentlich schon fast ein kulturelles Thema … Ich möchte mit meinen Produkten den Geschmack und die Kochgewohnheiten der Österreicher so beeinflussen, dass in jedem Garten (oder Balkon) eine Chilipflanze steht und in jeder Küche Chili samt Chilisaucen zur Standardausstattung gehören.

Ich möchte mit meinen Produkten selbstverständlich die Nachfrage decken und für höchste Qualität am Markt stehen.

Aktuell läuft das sehr gut und wir haben viel mediale Aufmerksamkeit durch unsere Erfolge auf der Internationalen Bühne bei den Scovie Awards in den USA bekommen (2x Gold, 2x Silber).

Das steigert natürlich die Nachfrage und wir haben dieses Jahr die Anbaufläche um fast 70 % erhöht.

Ebenso haben wir heuer nahezu doppelt so viele Pflanzen (aus der betriebseigenen Gärtnerei) im Vergleich zum Vorjahr für den Verkauf gezüchtet, die mich meiner Vision ein wenig näher bringen. Nächstes Jahr wirds es nochmal mehr.

Gibt es neue Produkte oder Projekte, an denen Sie derzeit arbeiten?

Ich arbeite eigentlich ständig an neuen Produkten, die mich interessieren.
Da wird viel probiert, allerdings schaffen es nur die wenigsten Ideen auch ins Glas und zum Kunden.

Dieses Jahr plane ich 2 neue Produkte, auf die ich aber noch nicht näher eingehen möchte. Zu den Projekten:

Am 04.08.2024 ab 10:30 findet in Illmitz, meinem Heimatort, das erste Tschida Tschilifest statt.

Da wollen wir allen Besuchern das Thema Chili bei einem gemütlichen Frühshoppen bis inkl. Abendprogramm näher bringen. Auch für die Kleinen gibt es eine Erlebnisstation rund ums Thema Chili. Schaut’s vorbei! 

Welche Vertriebswege nutzen Sie und welche waren am erfolgreichsten? 

Wir nutzen eigentlich so ziemlich alle. Vom Direktverkauf ab Hof und auf
Messen, über den Handel, Führungen und Verkostungen bei uns und über den Onlineshop.

Am erfolgreichsten ist es schwierig einzugrenzen, da man eigentlich alle braucht und keinen vernachlässigen sollte. Mir ist auf jeden Fall der persönliche Kontakt sehr wichtig. Soll heißen Messen und ab Hof.

Im Handel bekommt man natürlich eine wesentlich höhere Kundenfrequenz, da eigentlich jeder mal ins Geschäft muss. 

Welche Marketingstrategien haben Sie verwendet, um Ihre Chiliprodukte bekannt zu machen? 

Immer mit der Zeit gehen. Hier wieder zwei Ansätze: persönlich und Online. Wir sind auf bis zu 20 Veranstaltungen pro Jahr und schalten in den sozialen Medien Werbung, ebenso wie Google usw.

Vor ein paar Jahren war Facebook super.

Dann kam der Wechsel in viel grafischen Content Richtung Instagram. Nun ist man mittlerweile bei Kurzvideos angelangt.

Print und Radio finde ich vom ROI uninteressant und auch meine Erfahrungen damit, probiert habe ich es ja, sind im Vergleich zu sozialen Medien weit hinten nach.

Was ich vor Kurzem gestartet habe, sind Videos rund um Chili in Form von Reels auf Instagram, YouTube, Shorts und TikTok.

Hier ist es aber noch zu früh für eine Einschätzung. Ganz wichtig, immer aktuell und authentisch zu bleiben. Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste.

Jan Tschidas Selbstständigkeit in scharfer Mission

produkte tschida tschili

slika „ volles Vertrauen in die eigenen Ideen, die bis dato immer funktioniert haben. Diese Gestaltungsfreiheit ist unschlagbar.“

Wie würden Sie generell die Unternehmenslandschaft in unserer Region beschreiben und welche Rolle spielt Ihr Unternehmen darin? 

Großteils finden sich in meiner Umgebung Weinbauern. Das heißt, ich hebe mich mit Chili von vornherein super ab. Das kommt auch bei den Besuchern super an, da nach der 5. Verkostung vom Riesling irgendwann die Flamme ausgeht.

Die zünde ich dann mit meinen Chiliprodukten wieder an. Generell gibt es nur ein paar Betriebe, die etwas anderes machen als Wein. Die meisten agieren stark regional und sind nur in der Region präsent.

Das unterscheidet uns ebenfalls. Treu zu den Wurzeln und den herrlichen Rohstoffen, die der Seewinkel hergibt, dennoch darf ganz Europa davon kosten.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Selbstständigkeit und was schätzen Sie besonders daran? 

Was ich mache und produziere, gibt es noch nicht.

Das heißt volles Vertrauen in die eigenen Ideen, die bis dato immer funktioniert haben. Diese Gestaltungsfreiheit ist unschlagbar.

Am motivierendsten, wenn mal was da ist, ist das Kundenfeedback.

Im Prinzip reicht es, wenn Kunden bereit sind, für mein Produkt Geld auszugeben, weil es ihnen so gut schmeckt. Zusätzlich zähle ich die Freiheit, meine Tage so zu gestalten, wie ich es für richtig halte.

Zum Abschluss noch die Geschwindigkeit der Umsetzung neuer Ideen (ich komme von einem deutschen Großkonzern, wo ich das nicht behaupten kann).  

Was war der Moment in Ihrer Karriere, auf den Sie am meisten stolz sind? 

Am meisten bin ich stolz drauf, mein Unternehmen mit 19 gegründet zu haben. Früher ging es eigentlich nicht, weil ich noch in der Schule war. Das haben mir bis dato nur sehr, sehr wenig nachgemacht.

Ebenso bin ich natürlich über unsere jüngsten Prämierungen bei den Scovie Awards in Albuquerque, USA, stolz. Wir zählen mit unseren Produkten geschmacklich und qualitativ zur Weltspitze.

Ein kleines Low-Light wie ich finde: Ich hätte noch früher in die vollständige Selbstständigkeit anstatt Nebenerwerb wechseln sollen. Durch meine gute Ausbildung fiel es mir sehr schwer, vom sicheren, selbstverständlich viel zu unterbezahlten Konzernjob in die etwas unsichere Zukunft zu starten.

Welche Ratschläge würden Sie anderen Selbstständigen/Unternehmern in dieser Region geben?

Habe ich keine expliziten. Ich finde, das steht mir nicht zu, nur weil ich in meiner Nische erfolgreich bin. Nur vielleicht: nicht mit der Masse gehen, einen eindeutigen USP finden und den konsequent umsetzen.

Wenn die Idee, das Herzblut und die Umsetzung passt, kommt der Rest von alleine. 

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