Obwohl die roten und schwarzen Felder des Rouletterads in vielen Regionen Österreichs längst zum festen Inventar der Unterhaltung zählen, bleibt das Burgenland beim großen Spiel ein weißer Fleck auf der Landkarte. Wo andernorts Jetons klimpern und Croupiers mit präzisen Handbewegungen die Karten austeilen, herrscht hier Stille.
Zumindest was das klassische Casinovergnügen betrifft. Das wirkt fast ein wenig kurios, schließlich gibt es Thermen, Wein, sanfte Hügel und jede Menge Gäste, die für Unterhaltung durchaus empfänglich wären. Doch warum zieht ausgerechnet das Burgenland beim großen Spiel die Niete?
Warum das Burgenland beim großen Spiel bislang leer ausgeht
Tatsächlich existierte im Burgenland einmal ein Casino, das in Bad Sauerbrunn seine Pforten geöffnet hatte. Dort versuchte die Casino Burgenland GmbH, eine Kooperation zwischen den Casinos Austria und der Esterházy-Gruppe, das Glück herauszufordern. Anfangs funktionierte das sogar recht ordentlich, die Kassen klingelten, die Besucher strömten herein. Doch schon bald kam Sand ins Getriebe, die Gästezahlen sanken, die Umsätze folgten diesem Trend auf Talfahrt und schließlich ging das Unternehmen in Liquidation.
Seither herrscht Funkstille. Heute gibt es im Burgenland kein Etablissement mehr, das Roulette, Blackjack oder Poker anbietet, auch weil sich die Branche hauptsächlich ins Internet verlagert hat, wie ein Blick auf die Reviews der Anbieter bei Casino Groups zeigt. Zwar könnte theoretisch ein Automatencasino eröffnen, doch der Unterschied könnte größer kaum sein.
Statt grüner Tische, leiser Spannung und wohlklingender Chipsalven herrschen blinkende Maschinen, elektronische Melodien und eine Atmosphäre, die eher nüchtern wirkt als glamourös. Kein Wunder also, dass das Automatenspiel allein die Lücke nicht füllen kann, die ein klassisches Casino hinterlässt.
Wer entscheidet, wo Roulettekugeln rollen dürfen?
Dass das Burgenland beim großen Spiel außen vor bleibt, liegt nicht nur an der fehlenden Nachfrage oder wirtschaftlichen Bedenken, sondern vor allem an der Gesetzeslage. Denn in Österreich regelt das Glücksspielgesetz ganz klar, dass klassische Casinospiele wie Roulette, Blackjack oder Poker nur in lizenzierten Häusern angeboten werden dürfen. Zuständig dafür ist das Bundesministerium für Finanzen, das streng darüber wacht, wo die Kugel rollt und die Karten über den Filztisch gleiten.
Alle zwölf Konzessionen liegen aktuell in den Händen der Casinos Austria, die damit das Monopol für das große Spiel innehaben. Diese Konzessionen sind fest an bestimmte Standorte gebunden, die sich quer durchs Land verteilen, und zwar Baden, Bad Gastein, Bad Ischl, Bregenz, Graz, Innsbruck, Kleinwalsertal, Kitzbühel, Linz, Salzburg, Seefeld und Wien.
Neue Konzessionen? Fehlanzeige. Gesetzlich ist kein Raum für zusätzliche Standorte vorgesehen. Zwar könnte Casinos Austria theoretisch einen ihrer Standorte schließen und die Konzession ins Burgenland übertragen, doch das scheint momentan wenig wahrscheinlich.
Schließlich denkt der Konzern eher über eine Schrumpfkur nach, statt neue Filialen aus dem Boden zu stampfen. Grund dafür sind unter anderem geplante Steuererhöhungen, die die ohnehin schon schmaler werdenden Margen weiter belasten könnten.
Warum ein neues Casino im Burgenland so unwahrscheinlich erscheint
Die Geschichte des Casino Burgenland zeigt bereits, dass ein solches Vorhaben kein Selbstläufer ist. Trotz guter Ideen, Events und gelegentlichen Besucherwellen blieb unterm Strich die Erkenntnis, dass sich das Geschäft nicht trug. Woran das lag? Zum einen ist das Burgenland ein vergleichsweise kleiner Markt, die Einwohnerzahl hält sich in überschaubaren Grenzen und auch der Tourismus konzentriert sich stark auf bestimmte Regionen und Saisonen.
Die Casinos Austria wären für ein neues Casino gefordert, tief in die Tasche zu greifen. Neubau, Einrichtung, Personal, Marketing. All das kostet ein Vermögen. Und selbst dann wäre nicht sicher, ob das Casino genug Gäste anlocken könnte, um schwarze Zahlen zu schreiben.
Obendrein hängt das Damoklesschwert der Steuererhöhungen über dem Unternehmen. Mehr Abgaben bedeuten weniger Spielraum, neue Standorte zu eröffnen. Stattdessen wird eher darüber nachgedacht, bestehende Häuser zu konsolidieren oder im Zweifel sogar zu schließen. Und dann gibt es da noch eine unsichtbare Konkurrenz, die in vielen Wohnzimmern längst Fuß gefasst hat.
Zahlen, Chips und digitale Konkurrenz
Das Online-Glücksspiel hat das klassische Casinoerlebnis mächtig unter Druck gesetzt. Seit der Pandemie hat sich der Trend noch einmal beschleunigt. und wo früher ein schickes Abendoutfit und die Fahrt ins Casino nötig waren, reicht heute ein Smartphone, ein Klick und schon dreht sich das digitale Roulette.
Online-Anbieter locken mit dicken Boni, Gratisdrehs und Sonderaktionen, die kaum ein stationäres Casino überbieten kann. Gerade jüngere Spieler lieben die Freiheit, jederzeit und überall ihre Einsätze zu platzieren. Die Casinos Austria haben das längst erkannt und betreiben mit win2day ihre eigene Online-Plattform. Doch selbst dieser Versuch kann die rückläufigen Umsätze in den realen Häusern nur teilweise abfangen.
Automaten statt Croupiers
Zwar wäre das Automatenspiel im Burgenland erlaubt, denn darüber entscheiden die Bundesländer selbst. Doch was nach einer schnellen Lösung klingt, entpuppt sich beim zweiten Blick als eher schmales Trostpflaster. Automatencasinos bieten weder den Glanz eines Live-Casinos noch das besondere Flair von Croupiers und grünen Tischen. Meist handelt es sich um kleinere Salons, deren Atmosphäre eher an Spielhallen erinnert als an mondäne Casino-Häuser.
Es entstehen auch dort Arbeitsplätze, von der Kassiererin bis zum Reinigungsteam, doch das große touristische Zugpferd fehlt. Ein Automatencasino zieht eher lokale Kundschaft an, die kurz vorbeischaut, statt extra einen Wochenendtrip zu buchen.
Zudem setzen strenge gesetzliche Auflagen enge Grenzen. Einsatzlimits, Gewinnobergrenzen und eine restriktive Anzahl an Geräten sorgen dafür, dass der finanzielle Ertrag überschaubar bleibt. Für das Burgenland wäre ein Automatencasino also zwar möglich, aber kein Ersatz für das, was ein klassisches Casino an Glanz, Glamour und wirtschaftlichem Impuls bieten könnte.
Könnte ein Casino das Burgenland wirtschaftlich beflügeln?
Ein Blick nach Baden oder Bregenz zeigt, was ein Casino bewirken kann. Dort stehen Casinos nicht nur für Glücksspiel, sondern auch für Events, gehobene Gastronomie und eine ganze Erlebniswelt, die Touristen länger in der Region hält. Hotelübernachtungen, Restaurantbesuche, Taxifahrten. Alles profitiert. Auch im Burgenland träfen sich hier zwei Welten, der ohnehin florierende Thermen- und Weintourismus und ein Casino, das ein weiteres Puzzlestück im Freizeitangebot wäre.
Ein klassisches Casino könnte Arbeitsplätze schaffen für Croupiers, Servicemitarbeiter, Techniker und Verwaltungsangestellte. Auch Zulieferbetriebe aus Gastronomie, Eventtechnik oder Sicherheit würden profitieren. Doch selbst die schönsten Visionen stoßen an harte Grenzen.
Wie realistisch ist ein Casino im Burgenland in den kommenden Jahren?
Alles spricht derzeit gegen ein klassisches Casino im Burgenland. Es gibt keine freien Konzessionen, Casinos Austria hat andere Sorgen, die Rahmenbedingungen der Wirtschaft sind denkbar ungünstig und das Online-Glücksspiel wächst ungebremst.Die hohen Kosten für Bau und Betrieb eines Casinos sind kaum durch Besucherzahlen zu decken, schon gar nicht in einem Bundesland, das zwar schön ist, aber nicht die Menschenmassen anzieht wie Wien oder Salzburg.