Interview

Nurse Alice: Alice Kroboth über ihren Weg mit Menschlichkeit und Tiefe

Alice Kroboth hat mit Nurse Alice einen neuen Weg eingeschlagen, um Menschen in Zeiten von Verlust, Wandel und Verletzlichkeit ganzheitlich zu begleiten. Geprägt durch eine persönliche Lebenserfahrung, hat sie ihre Berufung gefunden – nicht nur als diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, sondern auch als feinfühlige Wegbegleiterin in schwierigen Lebensphasen.

Mit daSeinsFreude hat sie einen Raum geschaffen, in dem Mitgefühl, Achtsamkeit und echte Begegnung im Mittelpunkt stehen. In diesem Interview gibt sie Einblicke in ihre Vision, ihre Methoden und die Beweggründe hinter ihrem Wirken.

Interview mit Alice Kroboth

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Was hat Sie dazu inspiriert, Nurse Alice zu gründen, und wie hat sich Ihre berufliche Reise bis heute entwickelt?

Ich wurde diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, weil mich eine sehr prägende und schmerzhafte Erfahrung in meiner Kindheit tief berührt und geprägt hat. Als ich elf Jahre alt war, verstarb meine Mama. Dieser Verlust hat nicht nur mein Leben, sondern auch meinen Blick auf die Welt grundlegend verändert. Der Tod meiner Mama hat mir auf eindrückliche Weise gezeigt, wie wichtig es ist, Menschen in schweren und herausfordernden Lebensphasen beizustehen – mit Mitgefühl, Präsenz und echtem Zuhören.

Schon früh wusste ich, dass ich einen Beruf ergreifen möchte, in dem ich für andere da sein kann – besonders in ihren verletzlichsten Momenten.

Es war mir ein Herzensanliegen, Menschen nicht nur pflegerisch und medizinisch zu begleiten, sondern ihnen auch menschlich und auf Augenhöhe zu begegnen.

Im Jahr 2020 habe ich daSeinsFreude – Alice Kroboth ins Leben gerufen, um meiner Berufung als Nurse Alice in einer neuen, selbstbestimmten Form zu folgen. Mit diesem Schritt habe ich mir die Freiheit geschaffen, einen geschützten Raum zu gestalten, in dem der Mensch in seiner Ganzheit gesehen und gehört wird. In meiner Praxis begleite ich individuell, arbeite ganzheitlich und lasse mich achtsam auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Menschen ein.

Es berührt mich immer wieder tief, Teil eines Weges zu sein, auf dem Menschen in schwierigen Lebenslagen wieder Verbundenheit, Hoffnung und Zuversicht finden dürfen. Dafür empfinde ich große Dankbarkeit, Freude und Demut.

Welche Methoden und Ansätze verwenden Sie in Ihrer Arbeit, um Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen?

In meiner Arbeit als Trauerbegleiterin setze ich auf eine ganzheitliche Herangehensweise, um den Trauerprozess auf individuelle Weise zu begleiten. Dabei schöpfe ich aus einem umfangreichen Methodenkoffer, der durch meine vielfältigen Aus- und Weiterbildungen ergänzt wird, um die bestmögliche Begleitung zu gewährleisten.

Ich wähle die passenden Ansätze individuell nach den Bedürfnissen und Anliegen meiner KlientInnen aus. Das kann bedeuten, dass ich unter anderem auch Entspannungsübungen, Atemtechniken, Meditationen oder Achtsamkeitsübungen einsetze.

Ebenso nutze ich körperorientierte Ansätze wie Klangschalenmassagen oder Bodyflow. Auch kreative Ausdrucksformen wie Malen, Schreiben oder Musik sind für viele meiner KlientInnen hilfreich.

Wie gestalten Sie Ihre Angebote in der Sterbe- und Trauerbegleitung, und was ist Ihnen dabei besonders wichtig?

In der Sterbe- und Trauerbegleitung gestalte ich meine Angebote stets individuell, um den jeweiligen Bedürfnissen und Lebenssituationen der Menschen gerecht zu werden. Ich beginne immer mit einem Erstgespräch, in dem ich eine Traueranamnese durchführe, um die persönlichen Bedürfnisse und die aktuelle Lebenssituation genau zu erfassen.

Der Ablauf meiner Begleitungen umfasst in der Regel regelmäßige Termine, um eine kontinuierliche Unterstützung zu gewährleisten.

Besonders wichtig ist mir dabei, auf die individuellen Gefühle und Empfindungen der Menschen einzugehen und eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, in der sie sich sicher und verstanden fühlen.

Mein Ziel ist es, den Menschen in ihrer Trauer zu begleiten, ihnen Raum für ihre Gefühle zu geben und sie auf ihrem Weg zu unterstützen.

Mein Angebot umfasst neben Einzelbegleitungen auch Seminare, Workshops, Vorträge, Gesprächskreise und Gruppenbegleitungen.

Alice Kroboth: Wie ganzheitliche Impulse Veränderung ermöglichen

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Welche positiven Veränderungen haben Sie bei Ihren Klient:innen durch Ihre Körperarbeit und Gesundheitsförderung beobachten können?

Durch meine Körperarbeit, Gesundheitsförderung und -prophylaxe durfte ich bei zahlreichen KlientInnen tiefgreifende und nachhaltige Veränderungen miterleben. Viele berichten von einer spürbar gesteigerten Lebensqualität und mehr Zufriedenheit im Alltag.

Sie entwickeln ein neues Bewusstsein für sich selbst, begegnen sich mit mehr Wohlwollen und entdecken oft einen neuen Sinn in ihrem Leben.

Insbesondere Menschen in Trauer erfahren durch die gemeinsame Arbeit eine tiefe Verbundenheit mit verstorbenen An- oder Zugehörigen – eine Erfahrung, die ihnen hilft, auf neue Weise weiterzuleben. Zudem gewinne ich den Eindruck, dass viele meiner KlientInnen durch unsere Zusammenarbeit den Mut finden, lang gehegte Träume und Herzenswünsche zu realisieren. Sie ergreifen lebensverändernde Maßnahmen und gestalten ihr Leben aktiver und selbstbestimmter.

Für viele bin ich im Laufe der Zeit zu einer vertrauensvollen Lebensbegleiterin geworden. Diese Rückmeldungen sind für mich nicht nur eine berührende Bestätigung der Wirksamkeit meiner Arbeit, sondern zugleich eine kraftvolle Motivation, weiterhin mit Hingabe und Engagement zum Wohle unserer Gesellschaft tätig zu sein.

Wie integrieren Sie Elemente der betrieblichen Gesundheitsförderung in Ihre Angebote, und welche Rückmeldungen erhalten Sie von Unternehmen und deren Mitarbeitenden?

Meine Angebote im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung sind speziell auf Gesundheitsdienstleister, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen zugeschnitten. Dabei lege ich großen Wert darauf, die Inhalte und Ziele individuell mit den Auftraggebern abzustimmen, um passgenaue Maßnahmen zu entwickeln, die die jeweiligen Bedürfnisse des Unternehmens oder Trägers bestmöglich unterstützen.

Ein zentrales Element meiner Arbeit ist die Verbindung von körperzentrierten Anwendungen mit einem Raum für kollegialen und fachlichen Austausch. Mitarbeitende schätzen besonders die Kombination aus Entspannung, Stressabbau und die Möglichkeit, ihre Erlebnisse zu reflektieren.

Die Rückmeldungen, die ich erhalte, sind durchweg positiv. Viele beschreiben die Zusammenarbeit als sehr wertvoll und fühlen sich nach den Einheiten entspannter, gelassener und ganzheitlich gestärkt – was ihnen hilft, die täglichen Herausforderungen im Pflegealltag besser zu meistern.

Welche Vision haben Sie für die Zukunft von Nurse Alice, und wie möchten Sie Ihre Arbeit weiterentwickeln?

Mir ist es ein zentrales Anliegen, zu einer menschlicheren Haltung im Umgang mit Leid, Abschied und Verlust beizutragen .

Die Vision von Nurse Alice ist es, einen nachhaltigen Beitrag zu einer ganzheitlicheren Gesundheits- und Betreuungskultur zu leisten – insbesondere im Umgang mit Sterben, Trauer, Tod, Demenz und Veränderung. Ich bin überzeugt davon, dass wir als Gesellschaft einen achtsameren und offeneren Umgang mit diesen Themen brauchen – und genau hier möchte ich ansetzen.

Derzeit arbeite ich an der Implementierung von Trauergruppen in den Bezirken Güssing und Oberwart, aber auch an einem virtuellen Trauercafé, das Menschen unabhängig von Zeit und Ort einen geschützten Raum für Austausch, Begegnung, Verbindung und gegenseitige Stärkung bietet. Außerdem arbeite ich an einem Herzensprojekt, einem Buch, das sich sowohl an Erwachsene als auch an Kinder richtet und in schwierigen Lebensphasen unterstützt.

Ein besonderes Anliegen ist es mir, Pflege- und Betreuungskräfte in allen Berufs- und Ausbildungsphasen – also sowohl erfahrene Pflegepersonen als auch Auszubildende und Studierende weiterhin mit praxisnahen Angeboten zu stärken. Ich möchte sie nicht nur fachlich, sondern auch emotional begleiten.

Nurse Alice ist eine Brückenbauerin, die Fachwissen, gelebte Erfahrung und menschliche Nähe verbindet – mit dem Ziel, eine Kultur zu fördern, in der Verletzlichkeit kein Tabu ist, sondern Teil eines gesunden, mitfühlenden Miteinanders.

 

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