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Landeshauptmann Doskozil ist gesundheitlich angeschlagen – Bringt sich eine Nachfolgerin schon in Stellung?

Die Karriere des burgenländischen Landeshauptmanns kannte viele Jahre lang nur eine Richtung, nämlich steil nach oben. Vom Polizisten zum Juristen landete Hans-Peter Doskozil im Büro seines Vorgängers Hans Niessl und leitete dort die Geschicke als Büroleiter. Sein überraschender Wechsel in die Landespolizeidirektion als neuer Landespolizeidirektor brachte dann den Abschied aus dem Umfeld der Landespolitik.

Die Flüchtlingskrise rückte ihn ins Scheinwerferlicht

Die Flüchtlingskrise rückte ihn ins Scheinwerferlicht

Doch dieser Berufswechsel sollte seine politische Karriere erst so richtig befeuern. Inmitten der Flüchtlingskrise von 2015 stieg Doskozil zu Gesicht und Stimme der Bevölkerung auf, die mehrere Hunderttausende Flüchtlinge betreute. Doskozils Einsatz im Zuge der Flüchtlingstragödie von Parndorf, bei der 71 Menschen ums Leben kamen, machte den Landespolizeidirektor österreichweit bekannt und beliebt.

Im Zuge des Wechsels an der Spitze der österreichischen Bundesregierung holte ihn der damals neue Kanzler Christian Kern als neuen Verteidigungsminister nach Wien. Doch Kerns Karriere war bereits nach kurzer Zeit beendet, Doskozil wechselte auf Wunsch seines ehemaligen Mentors als Finanzlandesrat ins Burgenland.

Vom Minister zum Landesrat und Landeshauptmann

Der designierte Nachfolger von Landeshauptmann Hans Niessl übernahm wenig später den Job von Niessl und leitet damit eine neue Ära ein. Doskozil beendete die Regierungskoalition mit der FPÖ vorzeitig, rief Neuwahlen aus und fuhr einen umjubelten Wahlsieg mit einer absoluten Mehrheit ein.

Seither regiert der ehemalige Polizist das Burgenland mit klarer Vision und Stimme. Das hat ihm vorwiegend auf Bundesebene nicht immer Freunde eingebracht. Der Landeshauptmann kritisierte jahrelang den Stillstand in seiner Partei und forderte personelle wie inhaltliche Reformen. Als ihn die damalige Bundesparteichefin öffentlich zu einer Kandidatur herausforderte, nahm er diese Herausforderung an.

Erste große Niederlage beim SPÖ-Bundesparteitag

Der monatelange Streit endete in einer Abstimmung bei einem Bundesparteitag. Dort wähnte sich Doskozil schon als Sieger und verkündete die Erfüllung eines Lebenstraums. Doch dieser platzte nur wenige Tage später, als sich herausstellte, dass die Stimmzählung vertauscht worden war.

Der Landeshauptmann räumte enttäuscht das Feld und erklärte die Bundespolitik für ihn als beendet. Vor allem die öffentlich gepflegte Feindschaft mit der SPÖ Wien und den Gewerkschaften dürfte Doskozils Chancen geschmälert haben, obwohl er als klarer Favorit in die Wahl gegangen war.

Operation folgt auf Operation

Damit nicht genug, galt bei vielen auch seine angeschlagene Gesundheit als wichtiger Hindernisgrund. Schon seit dem Jahr 2018 kämpft der Landeshauptmann mit Stimmband- und Kehlkopfproblemen. Seither waren nicht weniger als zehn Operationen mit entsprechender Genesung nötig. Beim vorletzten Mal kam im Zuge der Regeneration auch noch eine Lungenentzündung dazu, die Doskozil wieder für einige Zeit außer Gefecht setzte.

Kein Wunder also, dass sich viele Menschen im Land Sorgen darüber machen, wie lange der Landeshauptmann diesen Operations-Marathon noch durchhält. Seine Stimme ist weiterhin hörbar angeschlagen. Jede neue Operation verbessert die Lage nur noch für einige Monate. Dabei stehen zahlreiche Herausforderungen auf der Tagesordnung, die seine volle Aufmerksamkeit erfordern.

Zahlreiche Herausforderungen warten

Zahlreiche Herausforderungen warten

Die Gemeinden leiden seit der hohen Inflation vor einigen Jahren unter akuter Finanznot und benötigen finanzielle Unterstützung des Landes. Die umfassende Transformation der Energieversorgung befindet sich mitten auf dem Weg und muss konsequent fortgeführt werden.

Dazu kommt die geplante Neuordnung des österreichischen Glücksspielgesetzes, bei der die Bundesländer möglicherweise Kompetenzen verlieren könnten. Zwar haben die Spieler im Land weiterhin Zugriff auf die Top Online Casinos in Österreich, doch dieser könnte bald gesetzlich durch Netzsperren eingeschränkt werden. Zudem steht eine umfassende Verwaltungsreform an, bei der die Landeshauptleute viel mitzureden haben.

Ob Doskozil dieses Monsterprogramm in seiner mittlerweile zweiten Amtszeit durchhalten wird, ist daher fraglich. Allerdings registrieren politische Beobachter aufmerksam, dass sich schon jetzt eine mögliche Nachfolgerin Doskozils öffentlichkeitswirksam in Position bringt.

Von der Notlösung zum neuen Star

Astrid Eisenkopf galt einst als politische Notlösung, als der damalige Landeshauptmann Hans Niessl eine neue Regierung bilden musste. Die ehemalige Bedienstete des Landes wurde gewissermaßen über Nacht aus dem Hut gezaubert und entpuppte sich rasch als gute Wahl. Eisenkopf überzeugte mit Fleiß, Einsatz und Charme und wurde nach dem Ende der Ära Niessl zur Stellvertreterin von Hans-Peter Doskozil.

Als sich dieser ausgerechnet zu Beginn der Pandemie einer weiteren Operation unterziehen musste, wurde die Stellvertreterin ungewollt zur neuen Nummer 1. Sie hatte als einziges Regierungsmitglied aus der Ära Niessl politisch „überlegt“ und nutzte ihre Chance. Eisenkopf bewährte sich in unterschiedlichen Ressorts und folgte nach einigen Jahren sogar dem SPÖ-Urgestein Verena Dunst als neue SPÖ-Frauenvorsitzende im Burgenland nach.

Frau Präsidentin ist viel unterwegs

Als Hans-Peter Doskozil bei der letzten Landtagswahl die absolute Mehrheit knapp verlor, musste Eisenkopf weichen. Ihr Ressort wanderte zum neuen Koalitionspartner, den Grünen, Eisenkopf wurde neue Landtagspräsidentin.

Was mancher Beobachter zunächst als politisches Abstellgleis interpretierte, entpuppte sich als mögliches Sprungbrett. Schließlich nutzt die erst 41-jährige Eisenkopf ihr neues Amt, um sich bei jeder nur bietenden Gelegenheit, öffentlich zu präsentieren. Anders als ihre Vorgänger ist sie deutlich stärker und öfter präsent und strahlt regelmäßig in die Kameras. Das dürfte den Nachfolgekampf weiter anheizen, schließlich hatten sich schon andere Politiker im Land gute Chancen ausgerechnet, sollte Doskozil in den Bund wechseln.

Der Landeshauptmann selbst hat jedoch alle Gerüchte selbst vom Tisch gewischt. Anders als ursprünglich beteuert, kündigte Doskozil vor wenigen Wochen an, bei der nächsten Landtagswahl ein weiteres Mal an den Start gehen zu wollen. Ob dies seine Gesundheit zulässt, wird sich allerdings erst zeigen müssen.

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