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Jetzt ist die Politik am Zug – wie man die Branche regulieren will

Es sieht ganz so aus, als würde die Politik in Österreich beim Thema Online Glücksspiel näher zusammenrücken: Ein neuer Gesetzesentwurf von ÖVP, SPÖ und NEOS mit Fokus auf Schutzmechanismen und strengere Regeln soll in absehbarer Zeit präsentiert werden. Da die Gefahren für Menschen mit Suchtpotenzial enorm sind, braucht es dringend Reformen.

Wachsende Sorgen rund um das Thema Spielsucht

Immer wieder wird deutlich, wie groß die Belastung für Menschen ist, die ein hohes Risiko für problematisches Spielverhalten in sich tragen. Schon vermeintlich harmlose Spiele auf dem Smartphone können bei einigen den Eindruck verstärken, dass man sich lieber gänzlich davon fernhalten möchte, um kein Risiko einzugehen. Und dennoch taucht dann, selbst bei Menschen, die rational um die geringen Chancen wissen, manchmal der verführerische Gedanke auf: „Wenn alles schiefläuft, kann ich ja immer noch Lotto gewinnen.“ Die Frage, wie sich all jene fühlen, die tatsächlich abhängig sind, drängt sich damit auf.

Spieler:innenschutz als politisches Bekenntnis

spielsucht österreich

Die österreichische Bundesregierung zeigt sich jedenfalls entschlossen, den Schutz der Spielenden in den Mittelpunkt zu stellen. Dieser gemeinsame Kurs mag ausdrücklich bemerkenswert sein, bedenkt man die früheren Differenzen zwischen der ÖVP und den Grünen. Während die Grünen auf schärfere Sicherheitsmechanismen gedrängt haben, zeigte sich die Volkspartei doch zurückhaltender. Nun soll ab dem Jahr 2026 ein neues Regelwerk gelten – also rechtzeitig, bevor im Jahr 2027 dann die Lizenzen für Lotterien, Online Glücksspiel und sechs landbasierte Casinos auslaufen.

In Österreich wird das Glücksspiel offiziell als gesellschaftliches Risiko angesehen und deshalb sehr streng reguliert. Dabei umfasst das Glücksspielgesetz alle Spiele, deren Ausgang überwiegend vom Zufall bestimmt wird und nicht allein durch Können kontrolliert werden kann. Dass diese Einordnung seit Jahren zu politischen Spannungen führt, ist nicht ganz überraschend. Einerseits geht es um das Streben nach umfassendem Schutz, andererseits und die wirtschaftlichen Interessen der Branche.

Unterschiedliche Wege in Europa

Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, wie unterschiedlich die Staaten mit dem Thema Glücksspiel umgehen. In Deutschland gibt es mit dem Glücksspielstaatsvertrag ein strenges Regelwerk mit vielen Vorgaben. Daher suchen viele Deutsche auch Casinos, bei denen die GGL Lizenz nicht vorhanden ist – denn erteilt die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder eine Lizenz, so gibt es auf einmal ein monatliches Einzahlungslimit von 1.000 Euro (plattformübergreifend) sowie auch einen Maximaleinsatz von 1 Euro pro Runde. Zudem gibt es keine Live Casino Spiele und auch keine Möglichkeit, mit Bitcoin und Co. Einzahlungen zu tätigen.

Kroatien setzt hingegen auf einen weniger regulierten Markt mit geringerer Überwachung. In der Schweiz dürfen hingegen nur Anbieter ihre Dienste online anbieten, sofern sie auch eine physische Spielbank betreiben.

Das österreichische Glücksspielmodell und seine Grenzen

Das heimische Regulierungssystem setzt auf ein nahezu monopolartiges Konstrukt: Es gibt einen zentralen Anbieter, feste Einsatzlimits, strenge Alterskontrollen, Sperrlisten und reduzierte Werbung. In der Theorie soll dieses Modell dann Abhängigkeiten verringern, die Einnahmen im Land halten und Präventionsmaßnahmen finanzieren. In der Realität entscheiden sich die Spieler hingegen für internationale Plattformen, die österreichische Regeln ignorieren.

Neue Maßnahmen wie IP-Sperren oder Zahlungssperren müssen sich hier erst einmal beweisen, denn noch weiß man nicht, wie wirksam sie im digitalen Raum tatsächlich sein können. Viele der geplanten Schutzmechanismen sollen dann ab 2026 schlagkräftig werden, sodass sich der Reformdruck natürlich verstärkt.

Machtverhältnisse im Glücksspielsektor

Auch wenn sich die Dreierkoalition auf einen Gesetzesentwurf geeinigt hat, so bleibt die grundlegende Dynamik weitgehend unverändert: Der Markt wird von den großen Anbietern dominiert und ein erheblicher Teil der finanziellen Ströme konzentriert sich weiter in oberen Ebenen. Gleichzeitig hoffen die Spieler nach wie vor auf den sprichwörtlichen Glücksmoment – auch wenn allen klar sein muss, dass die Wahrscheinlichkeit auf einen hohen Gewinn eher minimal ist. 

Das bekannte Werbemotto bleibt zwar eingängig: „Das Glück ist, wo Sie sind.“ Doch die Realität zeigt eine völlig andere Wahrheit. Letztlich gilt für die Branche vielmehr: Das Glück ist dort, „wo das Geld liegt“. Und das liegt selten bei den Spielenden.

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