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Forscher bestimmen erstmals Alter des Neusiedlersees

Der Neusiedlersee in Österreich ist eine einzigartige Wasserformation mit einer faszinierenden Geschichte. Forscher*innen der BOKU, der Universitäten Wien und Innsbruck sowie der TU Graz haben nun mit Hilfe innovativer Methoden das Alter dieses Sees bestimmt und dabei erstaunliche Entdeckungen gemacht. In diesem Artikel werden wir uns mit diesen aufregenden Erkenntnissen auseinandersetzen und die Geburtsurkunde des Neusiedlersees enthüllen.

Die Herausforderung der Altersbestimmung

Die Altersbestimmung von Seen ist eine komplexe Aufgabe, die normalerweise durch die Analyse von Ablagerungen im Sediment erfolgt. Dabei wird die älteste Schicht am Seegrund datiert, um festzustellen, wie lange der See schon existiert. Beim Neusiedlersee gestaltet sich diese Aufgabe jedoch äußerst schwierig. Dieser flache See, dessen durchschnittliche Tiefe kaum einen Meter beträgt, wird im Sommer von starker Verdunstung geplagt. Dadurch erreichen die Wellen, die durch den Wind erzeugt werden, regelmäßig den Seegrund und mischen das Sediment ständig auf. Es gibt keine klare basale Schicht, die datierbar wäre.

Die Entdeckung des Paläo-Neusiedlersees

Dank moderner wissenschaftlicher Methoden ist es den Forscher*innen nun gelungen, dem Neusiedlersee eine Geburtsurkunde auszustellen. Diese Urkunde besagt, dass es den Paläo-Neusiedlersee, der einst eine viel größere Fläche bedeckte, bereits vor etwa 25.000 Jahren gab.

In diesem größten See Österreichs bilden sich Karbonatminerale, darunter magnesiumreicher Kalzit und Protodolomit, direkt aus dem Wasser. Die Forscher*innen entwickelten die Hypothese, dass die Bildung dieser Minerale von der Verfügbarkeit von Wasser abhängt, selbst wenn das Sediment am Seegrund ständig in Bewegung ist. Demzufolge müssten kleinere Minerale jünger sein als größere.

Die Untersuchung der Mineralgrößen

Die Wissenschaftler*innen sammelten Proben von Mineralen aus den oberen 20 Zentimetern des Sediments und unterteilten sie in verschiedene Korngrößen. Nachdem sie die Mineraltypen in jeder Fraktion identifiziert hatten, führten sie Radiokohlenstoff-Datierungen der Karbonatminerale und andere Untersuchungen zur Charakterisierung des Sediments durch, wie die Analyse stabiler Isotope, des Kohlenstoffgehalts und anderer Mineralien.

Die Ergebnisse bestätigten die Hypothese des Wachstums: Kleinere Minerale (kleiner als 0,2 µm) waren tatsächlich wesentlich jünger als größere Minerale (3 µm). Durch die Datierung verschiedener Größen konnte die Wachstumsgeschwindigkeit der Minerale ermittelt werden – sie wuchsen extrem langsam, etwa 200-600 Nanometer alle 1000 Jahre. Zudem wurde das Mineralwachstum in der Vergangenheit durch Phasen der Trockenheit unterbrochen.

Das Alter des Neusiedlersees

Mit diesen Erkenntnissen konnten die Forscher*innen den Beginn des Mineralwachstums und somit das Bildungsalter des Sees berechnen. Dieses liegt etwa bei 6600 v. u. Z., was bedeutet, dass der See in seiner heutigen Form seit dieser Zeit existiert.

Es wurden auch alte Seeablagerungen in der Nähe von Jois gefunden, die heute nicht mehr mit Wasser bedeckt sind. Hier wurde ein Bildungsalter von etwa 25.000 Jahren ermittelt. Das bedeutet, dass der Paläo-Neusiedlersee, der einst eine viel größere Ausdehnung hatte, bereits zu dieser Zeit existierte.

Fazit

Die Forschungsergebnisse, die in „Sedimentology“ veröffentlicht wurden, sind bahnbrechend und enthüllen die faszinierende Geschichte des Neusiedlersees. Diese Studie wurde von der Hochschuljubiläumsstiftung der Stadt Wien und dem Maria Jahoda Grant der Universität Wien unterstützt.

Fünf Häufig gestellte Fragen (FAQs)

1. Warum war die Altersbestimmung des Neusiedlersees so schwierig? Die flache und windanfällige Natur des Neusiedlersees erschwerte die Datierung, da es keine stabile basale Schicht gibt.

2. Welche Bedeutung hat das Alter des Sees für die Forschung? Das Alter des Neusiedlersees hilft den Forscher*innen, die Geschichte und Entwicklung dieser einzigartigen Wasserformation besser zu verstehen.

3. Welche Methoden wurden zur Altersbestimmung verwendet? Die Forscher*innen verwendeten Radiokohlenstoff-Datierung, Untersuchung stabiler Isotope und die Analyse von Mineralien, um das Alter des Sees zu bestimmen.

4. Wie veränderte sich der See im Laufe der Zeit? Der Neusiedlersee hatte in der Vergangenheit eine viel größere Ausdehnung und war verschiedenen klimatischen Veränderungen ausgesetzt.

5. Welche weiteren Forschungsfragen ergeben sich aus dieser Studie? Die Ergebnisse dieser Studie könnten zu weiteren Untersuchungen über die Geschichte der Region und den Einfluss des Klimawandels auf Seen anregen.

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